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1. Tas Weserflachland.
Aussehen. Ein flüchtiger Blick über das Weserflachland legt
uns die Vermutung nahe, daß dieses Landstück eine landschaftliche Ein-
heit ist. Diese Vermutung wird uns zur Gewißheit, wenn wir uns
die Flüsfe Oker, Fuse, Leine, Weser, Hunte und Aller mit ihren breiten
durch fruchtbaren Schlamm ausgefüllten Talmulden einmal aus dieser
Ebeue hinweg denken. Wo in flachen Bodensenken das Wasser keinen
Abfluß fand, da bildeten sich ausgedehnte Moore oder auch kleine Seen.
Die trockenen Landrücken, die wie breite Sandwehen am Meeresstrande
(Dünen) die Fläche durchziehen, sind von lichten Kiefernwäldern bedeckt,
die an ihren in das Moor hinabsteigenden Rändern von Erlen, Eichen,
Eschen und Weiden umsäumt sind. Wo sich Lehmboden mit dem Sande
mischt, da ist das Land durch sorgsame Pflege in fruchtbares Ackerland
umgewandelt oder mit prächtigen Eichenwäldern bestanden. Wo die
vorgenannten Flüsfe für genügende Abwäfferung und durch Ablagerung
von fettem Schlamm für ertragfähigen Boden gesorgt haben, da ziehen
üppige Wiesengelände und wogende Weizenfelder und saststrotzende Rüben-
äcker deu Blick auf sich.
Gewässer. In einem breiten fruchtbaren Ufergürtel zieht die
Weser von der westfälischen Pforte nordwärts. Sie fließt an der zu
Westfalen gehörenden größeren Stadt Minden vorbei und hält diese
Richtung inne bis zur Mündung der Aller bei Verden. Die starken
Wassermassen der Aller lenken den Weserlauf nach Nw. ab. Der Zu-
fluß der Hunte zwingt dann später den Flußlaus wieder in die Nord-
richtung. Unterhalb Bremerhafen erreicht die Wefer dann das offene
Meer, die Nordfee. Auf diefer Tieflandstrecke ihres Laufes ergießen
sich von links her die Aue und die Hunte in die Weser, während von
rechts her die Aller, Lesum und Geeste zuströmen.
Die Aue entspringt am Nordfuße des Wiehengebirges bei Lübbecke. Sie
entwässert das große Moor und das Wietingsmoor und mündet dann bei Nienburg.
Die Hunte entspringt im Osnabrücker Berglande, durchbricht in einem Onertal
das Wiehengebirge und ergießt sich dann unterhalb Lemförde in den Dümmer
(diup meri — tiefes Meer). Dieser See ist der zweitgrößte unseres Landes
(24 qkm) und ist 2—5 m tief. Fast ringsum ist er von Mooren eingeschlossen;
nur an der Ostseite hat er festen Boden, Das Schilfdickicht, welches seine Ufer
umzieht, ist die Heimat vieler Wildenten und anderer Wasservögel. Bei der Stadt
Diepholz verläßt die Hunte den See und fließt in sumpfigen Ufern nach Norden
bis nach der Stadt Oldenburg, der Hauptstadt des Großherzogtums gleichen
Namens. Dann wendet sie sich nach Nordosten und mündet bei Elsfleth.
Die Aller entspringt in unserer Nachbarprovinz Sachsen. Schon auf
sächsischem Gebiete treten Sumpfstrecken au ihre Ufer, die ihreu trägen Lauf von
da bis zur Mündung bei Verden fast ununterbrochen begleiten. Aus der Lüneburger
Heide, deren Südrand sie begleitet, empfängt sie die Ortze und Böhme. Die
größten Beiflüsse fließen ihr jedoch von links zu. Vom Oberharz kommt die Oker,
deren Quellengebiet wir schou im Harze kennen gelernt haben. Sie tritt bei dem
Hüttenwerke Oker aus dem Gebirge, durchfließt in breiter Ebene, von großen
Steinschuttmassen begleitet, bis Braunschweig in nördlicher Richtung, wendet sich
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Weserflachland Westfalen Verden Lesum Lübbecke Nienburg Diepholz Oldenburg Elsfleth Sachsen Verden Braunschweig
von Göttingen liegen ebenfalls drei bekannte Ausflugsplätze der Universitätsstadt
nahe beieinander, das sind die Ruine Hardenberg, die schon erwähnte Ruine
Plesse und die am Fuße der Plessehöhe entspringende starke Quelle Maria-
spring. Besonders in den die Quelle umgebenden Anlagen von Mariaspring sieht
man an schönen Sommertagen hunderte froher Menschen lustwandeln.
Wandern wir von den Ruinen der Feste Hardenberg, die von einem
Bergvorsprunge in das Leinetal blickt, am Fuße der bewaldeten
Mieter berge flußabwärts, so liegt die Stadt Northeim vor uns.
Bei dieser Stadt öffnet sich nach rechts das breite Seitental, in welchem
die schnellfließende, wasserreiche Rhume der Leine zueilt.
Die Stadt Northeim (8000 Eimv.), im Mittelalter ein wichtiger, befestigter
Ort, ist als Eisenbahnknotenpunkt verkehrsreich und aufstrebend. (Verfolge auf
der Karte die Eisenbahnen des Knotenpunktes.)
Nach der Ausnahme der Rhume erweitert sich unterhalb Northeim
das Tal der Leiue zu einer besonders srnchtbaren Bucht. Sie reicht
bis an die Bnrgruinen des Schlosses Salzderhelden. Von ihrer Burg-
höhe sieht man in dem Tale der hier vom Solling zufließenden Jlme
hinauf, an der die alte Stadt Einbeck liegt.
Einbeck (8700 Einw.) war einst berühmt dnrch seiu Bier, vou welchem
Herzog Erich I. vou Calenberg in Worms Martin Luther für seiu mannhaftes
Auftreten eine Kanne zukommen ließ.
Von der Müuduug der Jlme ab beginnt der Lauf der Leine fehr
wechselvoll zu werden. Hügelketten treten von links und rechts hart an
den Fluß haran; zwischen ihnen hat sich der Fluß im gewundenen Lause
seinen Weg gesncht. Bei dem Eisenbahnknotenpunkte Kreiensen hat der
Fluß den westlichsten der drei gespreizten Buntsandsteinfinger (S. 13)
durchsägen müssen und vor Alfeld den zweiten dieser Riesenfinger; noch
ein dritter und letzter Durchbruch hat bei Nord stemmen stattgefunden,
wo von der Höhe der steilen Bergwand die schöne Marienbnrg auf den
vorübereilenden Flnß hinabschaut. Vor jedem Durchbruche hat sich das
Gewässer ehemals seeartig aufgestaut, was noch heute durch besondere
Fruchtbarkeit der betreffenden Gegenden bemerkbar ist.
Von dieser letzten Durchbruchsstelle ab fiudet der Fluß in breiter
Talmulde ein ruhiges Bett. Nur bei Hannover treten noch einmal kleine
Höhen an den Fluß, auf denen die Stadt erwuchs. Von Hannover ab
bleibt er völlig im Flachlande, bis er unterhalb Rethem sein Wasser in
die Aller leitet.
An einer der lieblichsten Stellen dieses engen Leinetales liegt am Fuße des
südlichsten der Siebeuberge die Stadt Alfeld (6400 Einw.). Verschiedene kleine
Seitentäler, die sich hier zum Leinetal öffnen, haben den Verkehr der umliegenden
Gegend uach dieser Stadt gelockt. Große Fabriken (Papierfabrik, Schuhleisten-
sabrik, Eisenwerk) beschäftigen hunderte von Arbeitern. Die Stadt hat auch eiu
bekanntes Lehrerseminar.
Nach dem letzten Durchbruche bei Nordstemmen findet die Leine in
breiter Talmulde ein ruhiges Bett. Unterhalb Sarstedt nimmt sie von
rechts her die Innerste auf, deren Quellen wir auf der Klausthaler
Hochebene fanden. In einem engen tief ausgewaschenen Tale strömt
Meyer, Heimatkunde. .)
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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die Innerste vom nordwestlichen Harzrande hinab. Die zahlreichen Erz-
Hütten, die ihre Abwässer in den Fluß leiten, geben dadurch dem Wasser
eine schmutzig graue Farbe und machen es sür Menschen und Tiere am
Harzsnße ungenießbar. Wo bei Überschemmungen sich der seine Poch-
sand des Flusses über Wiesen und Felder legt, werden diese unfruchtbar.
Daher zieht sich an den Jnnerstensern nahe dem Gebirge ein breiter
öder Landsaum hin. Von Langelsheim ab, wo der Fluß aus dem Harze
tritt, wendet er sich scharf nach Nordwesten um und behält diese Richtung
bis zur Mündung bei.
Von rechts her empfängt die Innerste zwei Nebenflüsse, die Neile und
Nette. Die kleine Neile sah in ihrer Talmulde die Schlacht bei Lutter am
Barenberge, in welcher 1627 der Dänenkönig Christian Iv. von dem katholischen
Feldherrn Tillr> geschlagen wurde. Die größere Nette bildet bei Bockenem nahe
ihrer Mündnng eine fast meilenbreite Talfläche, die unter dem Namen Ambergau
als eine der fruchtbarsten Gegenden Südhannovers bekannt ist.
Marktplatz zu Hildesheim,
Die letzte bedeutendere Höhe der Junerstebergzüge trifft man bei
Hildesheim, es ist der Galgenberg. Von da ab stießt die Innerste
noch 3 Stunden in einem Wiesengürtel ihrer Mündung bei Sarstedt zu.
Diese alte und wohlhabende Ackerbaustadt (4200 Einw.) ist in den beiden
letzten Jahrzehnten schnell emporgeblüht durch mancherlei Fabrikbetriebe,
von denen die Voßschen Kochherdwerke Weltruf erworbeu haben. Von
gleicher Fruchtbarkeit ist der breite Landsaum, der sich deu Jnnerstebergeu.
nach Norden vorlagert. Er zieht sich ganz an der Grenzlinie dieses
Hügellandes hin bis nach Hannover.
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4. Kanäle. Die wichtigsten Kanäle für den Binnenverkehr sind:
der Ems-Jade-Kanal, mit dem von Emden bis Aurich der alte
Trecksahrts-Kanal zusammenfällt; der Süd-Nord-Kanal im Bourtanger
Moor; der Hadeler Kanal, der vom Bederkesaer See mit Benutzung
der Medem in die Elbe sührt; der Geeste-Kanal, der von jenem See
nach der Weser zieht; der Oste-Hamme-Kanal zur Verbindung der
Weser und Elbe vermittelst der Hamme und Oste.
Dem Großverkehr wird unser Binnenland dnrch den Dortmund-
Ems-Kaual erschlossen. Er verbindet den rheinisch-westsälischeuindustrie-
bezirk mit den Häsen der unteren Ems. Der Kanal geht von Dort-
mund aus über Münster und tritt unterhalb Rheine in die Provinz eiu.
Von Meppen an benutzt er das schon kanalisierte Bett der Ems. Seine
Länge beträgt 280 km, die Breite 20 rn und die Tiese 2,5—3 rn.
In Angriff genommen ist jetzt auch der Mittelland- (Rhein-Weser-
Elbe-) Kanal, der bei Bervergern in Westfalen vom Dortmund-Ems-
Kanal abzweigen, bei Bramsche die Hase, bei Minden die Weser über-
schreiten und vorläufig bei Hannover endigen soll.
Bevölkerung. Die Bewohner der Provinz sind meist Sachsen,
in Ostfriesland Friefen und. im Wendlande an der Elbe Wenden.
Die Sprache ist auf dem Lande vorherrschend die niedersächsische oder
plattdeutsche; in den Städten wird hochdeutsch gesprochen.
Mit Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschast beschäftigen sich etwa
45 Prozent der Bewohner, während das gesamte Gewerbe- und Fabrik-
wesen, der Berg- und Hüttenbau nur 40 Prozent, der Handel und
die übrigen Berussarten 15 Prozent der Bevölkerung ernähren. —
Ungefähr 75 Prozent der Bewohner bekennen sich zur lutherischen
Kirche, 5 Prozent gehören der nnierten Kirche an, und 5 Prozent sind
Reformierte; Katholiken gibt es 15 Prozent; sie wohnen besonders in
der Gegend von Hildesheim und Osnabrück und der Stadt Hannover,
die Reformierten dagegen im Regierungsbezirk Aurich und in der Graf-
schast Bentheim.
Man erzählt, daß um die Mitte des 2. Jahrhuuderts der Stamm
der Sachsen, ursprünglich in Schleswig-Holftein wohnhaft, sich die
deutschen Volksstämme zwischen Rhein und Elbe unterworfen und sie
uameulos gemacht habe. Nur die au der Küste der Nordsee wohnenden
Friesen verschmolzen sich nicht mit den Sachsen. Diese beiden germani-
schen Volksstämme bewohnten dann das ganze Gebiet, welches jetzt die
Provinz Hannover ausmacht. Später gelang es jedoch einem slawischen
Volks stamme, den Wenden, die von Rußland her vordrangen, sich im
Osten unserer Provinz festzusetzen. So sind die heutigen Bewohner unserer
Provinz alfo Nachkommen der Sachsen, der Friesen oder der Slaven.
Plattdeutsch heißt die Sprache, die dort gesprochen wird, wo das
Land platt, d. h. stach, eben, ohne Gebirge ist, während Hochdeutsch
die Sprache des höhereu, d. h. gebirgigen Deutschlands ist. Vor der
Reformation wurde in dem nördlichen Deutschland von jedermann,
hoch oder niedrig, das Plattdeutsche nicht nur geredet, souderu auch
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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trockenen Plätzen finden wir dichtgedrängte Büschel von Heidel- und Moosbeeren,
stets von dunkelgrünem Moos umgeben. Um riesige Granitblöcke, die über das
ganze Brockenfeld verstreut liegen, rankt der Brombeerstrauch. Einige dieser Blöcke
ragen über den Hochwald empor; es sind das die Hopfensäcke und das Magdbette.
Die tiefste Senke des Feldes nimmt ein lieblicher Waldsee von 22 ha Größe ein;
das ist der künstlich aufgestaute Oderteich.
Das zweite Stück des Oberharzes, die Klaus thaler Hochebene, macht
mit seinen weiten Wiesenflächen eigentlich gar nicht den Eindruck einer rechten
Berglandschast. Erst wenn man von ihren Randhöhen hinab in das Vorland
blickt oder sich die Pflanzenwelt dort oben genauer ausieht, merkt man den Ge-
birgscharakter. Die Hochfläche, deren mittlere Höhe 580 m beträgt, senkt sich
von Norden nach Süden, und mit ihr sinkt in derselben Richtung die Höhe ihrer
Randberge. So kommt es, daß die Knckholzklippe im S. mit 568 m Höhe fast
ebensosehr über die Fläche hervortritt, wie die 762 m hohe Schalke im Norden.
Deutlicher und schärfer runden sich in dem zerklüfteten Andreasberger
Dreieck die Randhöhen aus dem faltigem Gelände heraus; es sind das die
prächtigen Bergkegel Ravenskopf (650 m) und Knollen (625 m) und der breite
Rücken des Stöberhai (704 m), die alle drei ihrer prächtigen Aussichten wegen
berühmt sind.
An das Andreasberger Dreieck legt sich der liebliche Unterharz an, ohne
daß hier eine rechte Scheidung zu entdecken wäre. Der Oberharz zählt mit Aus-
nähme des Brockens zu uuserer Provinz; vom Unterharz dagegen besitzen wir nur
die kleine Grafschaft Hohnstein, während das übrige Gebiet zu Braunschweig,
Sachsen und Anhalt gehört. Die Oberharzhöhen sind vorherrschend mit dnnklem
Nadelwalde bestanden, der mit Wiesenmatten abwechselt; die wellige Oberfläche
des Unterharzes ist vorwiegend mit lichtem Laubholz bewachsen. Hundertjährige
Eichen wölben sich hier zum luftigen Dome, und die schlanken Bnchen bilden
endlose Schattengäuge. An den Höhen streckt sich das Ackerland hinanf; Obst-
gärten umgeben die Dörfer, wenn mich später als in der Ebene ihre Früchte
spendend. Die beiden bekanntesten, wenn auch nicht die höchsten Berge im Unter-
harze siud der Ramberg (Viktorshöhe 595 m) bei Gernrode und der Auerberg
(Josephshöhe 599 m) bei Stolberg.
Ä. Gewässer und Klima des Harzes.
Gewässer. Der Harz ist sehr wasserreich. Strahlenförmig rinnen
nach allen Seiten die Gewässer herab. Besonders muß das Brocken-
gebiet mit den mächtigen Torffchichten als ein Wasserbehälter angesehen
werden. Am Brocken selbst entspringt die Ilse und weiter die Hol-
temme. Dem Brockenfelde entströmen die Kalte Bode, die Oder
und Sieber, die Radau und Ecker. Von dem langen Rücken des
Acker-Bruchberges fließen die Söfe und Oker hinab. Die Innerste
entwässert die Klausthaler Hochebene, und im Unterharz nehmen
Selke, Wipp er und Helme ihren Ursprung.
Die Oker (Klippenfluß) eilt zur Aller. Wunderbar gestaltete Felsgebilde
liegen in ihrem Bette; ihr Tal ist überhaupt von majestätischer Schönheit. Der
Nebenfluß der Oker, die rauschende Ilse, hat unter allen Harzflüssen das stärkste
Gefälle; großartig ist das Felsental bei Jlsenbnrg, durch welches sie sich vor
alters Bahn gebrochen hat; seine Pfeiler bilden der steil anfragende Koloß des
Jlsensteines und die Granittrümmer des gegenüberliegenden Westerberges. Die
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dann nach Nordwesten und mündet bei Müden in die Aller. Ans den nördlichen
Vorbergen entstammt die Fnse, die bei Peine aus dem Hügellande tritt, durch
ölhaltiges sumpfiges Geläude (Ölheim) hinzieht und bei Celle mündet. Der be-
dentendste der der Aller zuströmenden Flüsse ist die Leine.. Ihren Lauf, der
unterhalb Rethem sein Ende findet, lernten wir schon kennen.
Etwa auf der Mitte des Laufes der Leine im Flachlande streift der Flnß fast
die Ostseite des Steinhnder Meeres.
Das Steinhuder Meer.
Das 40 qkm große Wasserbecken des Steinhuder Meeres ist der größte
und auch wohl der bekannteste See des nordwestlichen Flachlandes. Man erreicht
denselben hente am bequemsten von Wunstorf aus uach ^ stündiger Fahrt mit der
Steinhnder-Meerbahn. Der Ort Steinhude, in dem wir aussteigen, ist der einzige,
dessen Häuser sich beim Sounenschein im Wasser des Sees spiegeln können. Daher kann
es uns nicht wunder nehmen, wenn er dem See den Namen gab. Dieser 2000 Ein-
wohner zählende freundliche Weber- und Fischerflecken hat durch die Dauerhaftigkeit
und Feinheit seiner Leinengewebe einen guten Ruf weit über die engen Grenzen
des Bückeburger Landes hinaus, zu dem er gehört. Von Steinhude aus fahren im
Sommer taufende vou Meufcheu auf deu leichteu Kähnen der Schiffer anf das
Meer hinaus. Ihr Ziel ist der Wilhelmstein, jene künstliche Insel, die grün mitten
aus der spiegelklaren Flut hervorschimmert. Auf Veranlassung des Fürsten
Wilhelm vou Schaumburg-Lippe ist dieses „Meerauge" in der Zeit von 17(il—1767
im südwestlichen Teile des länglich runden Sees künstlich aufgeschüttet. Hier hat
der kluge Kriegsmann eine Mnsterfestnng erbant, nm deren weißgraues Gemäuer
der grüne Wein heute seine Ranken zieht und herrliche Rosenanlagen das Auge
erfreuen. In der Kriegsschule, die Fürst Wilhelm dort in der Festung errichtete,
hat der Schöpser des preußischen Heeres, Scharnhorst, seine erste Ausbildung erhalten.
Von dem platten Dache des Wilhelmsteins haben wir eine herrliche Übersicht über
den See und seine Umgebung; darum wollen wir von dort aus Umschan halten.
Die Wasserfläche des Sees ist von West nach Ost fast doppelt so lang als
von Süd nach Nord. Sie deckt eine flache Mulde, deren tiefsten Stellen kaum 6 m
unter dem Wasserspiegel liegen. Als durchschnittliche Seetiefe mögen 2—3 in gelten.
Die zwei Meilen lange Strecke des Süd- und Westufers baut sich als grünes
Wiesenmoor immer weiter in den See hinein, und dahinter erhebt sich die schön
bewaldete Hügelkette der Rehburger Berge. Nur da, wo Steiuhnde steht, springt
ein lehmiger Sandhügel, in welchem man viele Granitsteine findet, bis an das
Ufer vor. Namentlich an dem Westnfer überzieht im Sommer ein dichtes Schilf-
und Moosgewebe in einer Breite von mehreren hundert Metern den Rand des
Sees. Im Wiuter taucht diese silzige Pflanzendecke unter. Im Frühjahr erscheint
neues Grüu auf dem Spiegel des Wassers, das in der vermoderten, vorjährigen
Pflanzenschicht Wurzel fiudet. So grünt und blüht im Sommer ein saftiger
Wiesenteppich auf dem Waffer des Seeufers, den dasselbe auf- und abschaukelt.
Das sind die' „Fledderwiesen" oder schwimmenden Wiesen, deren dünne Deckschicht
der Anwohner mit breiten Brettern au den Füßen betritt, um das Gras zu ernten.
Bei Mardorf am Nordufer schimmert eine nackte, weiße Düne hervor, hinter der der
Ort liegt; vou da ab ist die Nord- und Ostseite graues Moor- und Heideland,
über dessen traurige Ode in der Ferne die Schornsteine der Neustädter Torfstreu-
werke hervorragen.
Die Lesum, die bei Vegesack unterhalb Bremen in die Weser mündet, fließt
einige Stunden aufwärts von ihrer Mündung zusammen aus der W ü m in e und
Hamme, von denen die Wümme (Blockland) aus der Lüneburger Heide, die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Peine Celle Wunstorf Steinhude Steinhude Wilhelmstein Ost Nord Westufers Mardorf Lesum Vegesack Lüneburger_Heide
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und Buchweizenfeldern umgeben; oder es ist am Rande des Waldes ein
Bienenstand sichtbar. Auch Heidschnucken suchen ihre spärliche Nahrung.
Ein ganz anderes Aussehen hat jedoch die Heidegegend in den Tälern
der vielen klaren, munteren Heidebäche und größeren Flüsse. Hier ziehen
sich frische Wieseuteppiche hin, die mit Wäldern von hochstämmigen
Eichen und Buchen und mit weitgedehnten Äckern untermischt sind,
zwischen deren Grün uns im Frühjahr das Gelb der Lupine und das
Blau des Flachses entgegenleuchten.
Gewässer. Von den größeren Flüssen eilen Jse, Lachte, Örtze
und Böhme zur Aller, Wümme zur Weser, Jeetze, Luhe, Seeve, Este
und Oste zur Elbe.
Jse und Lachte entspringen in dem stattlichen Lüßwalde, erstere mündet bei
Gifhorn, letztere bei Celle.
Die Ortze kommt von einem Höhenrücken, der sich östlich von Soltau hinzieht.
Oberhalb des weltbekannten Dorfes Hermannsburg (Mission) strömt ihr von links
der muntere Bach Sothrieth zu, au deffeu Ufern man 1837 zuerst die für die
Industrie wichtige Kieselerde fand. Am Oberlaufe der Ortze liegt auch der größte
deutsche Truppenübungsplatz, die 70 qkm große Heide vou Munster. Die Böhme,
deren Tal als das schönste der Heide gilt, hat ihre Quellen an der Wilseder Höhe.
Die größte Schönheit entfaltet das Tal bei Fallingbostel, dem Paradiese der Heide.
(Die größten Hüuengräber der Heide in der Nähe.) Bon den zur Elbe gehenden
Flüssen entspringt die Jeetze in der Provinz Sachsen, wird bei der alten Stadt
Salzwedel schiffbar und mündet bei Hitzacker. Die Ilmenau, die erst oberhalb
Ülzen ihren Namen erhält, bildet sich aus einer ganzen Anzahl kleiner Heidbäche,
welche Auen heißen. Sie wird bei Lüneburg schiffbar, wendet sich im Unterlauf
scharf nach Westen und trifft bei Winsen mit der Luhe zusammen die Elbe. Luhe,
Seeve und Este nehmen ihreu Ursprung iu der Nähe der Wilseder Höhe, an
dereu Fuße auch die zur Weser als Lesum geheude Wümme eutspringt. Die
Oste erhält ihre Zuflüsse aus den Moorgründen südlich von Tostedt und mündet
bei Neuhaus iu die Elbe.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima zeigt im allgemeinen
kalte Winter und heiße, trockene Sommer. Auf dem Heiderücken ist die
Luft schueidender und rauher, während sie in den nördlichen Gegenden
durch die warmen Seewinde gemildert wird. Im ganzen ist das Klima
der Heide gesund und kräftigend. — Die Haupterzeugnisse sind Roggen,
Kartoffeln und Buchweizen; auch Hafer und Gerste werden viel
angebaut. Flachs wird besonders in der Gegend um Ülzen,
Dannenberg und Lüchow gezogen. Auch viel Heu liefert die Lüneburger
Heide; denn durch die bekannte Wiesenbauschule in Suderburg hat
gerade iu den Heidetälern die Kultur der Rieselwiesen große Ausdehnung
gewonnen. Waldungen sind in beträchtlicher Größe vorhanden, z. B.
die Raubkammer, die Göhrde und der Lüßwald, die mit Eichen, Buchen
und Nadelholz bestanden sind; auch find 2300 Fischteiche vorhanden.
Wichtig ist auch die Viehzucht, namentlich die Zncht des Rindviehs und
des Schweines, während die Zahl der vielgenannten Heidschnucken
(genügsame Zwergschase) stetig zurückgeht. Bedeutsam ist noch die
Bienenzucht; im Sommer nährt die Heide fast 100000 Bienenvölker.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
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vor uns eifriges Regen und buntes Leben. Rechts und links am Ufer des mit
Schilf bedeckten Kanales, der sich stundenweit hinzieht, stehen in unabsehbarer Reihe
die Häuser der Kolonisten. Diese Wohnungen sind mit ihren kleinen Gärtchen in
Einschnitte gebettet, wie man sie durch deu Torfabstich gewonnen hat. Die ersten
Häuser und Gärten sind noch klein. Aber je weiter wir den Kanal hinabschreiten,
desto mehr weicht der Rand des braunen Moores zurück. Saftige Wiesen, frucht-
bare Kornfelder umziehen die immer größer werdenden Gärten und Hänser. Bald
zeigen sich Mühlen, Fabriken und Werkstätten zum Bau und zur Ausbesserung der
Kähne und Schiffe. Man ist plötzlich mitten in dem Getriebe einer lebhaften
Stadt, die ihr Dasein dem Moorkanale verdankt.
Gewässer. Der Hauptfluß dieses Landgebietes ist die Ems; von
dem eigentümlich gewundenen 440 km langen Lause der Ems liegen
330 km in der Provinz Hannover. Sie entspringt am Südwestabhange
des Teutoburger Waldes und wendet ihre nordwestliche Lausrichtung bei
Rheine in eine nördliche um, bis sie unmittelbar vor ihrer Mündung
in den Dollart sich wieder nach Nw. wendet. Der durch Sanddünen
gehemmte Flußlaus hat durch den Dortmnnd-Emskanal eine wesentliche
Verbesserung erfahren, so daß sich eine lebhafte Flußschiffahrt entwickelt.
An bemerkenswerten Nebenflüssen empfängt die Ems nur von rechts
die Hase und die Leda.
Die Hase haben wir schon bis dahin verfolgt, wo sie bei Bramsche in die
Ebene tritt. Von diesem Orte fließt sie weiter nach N. bis Quakenbrück, wendet
sich dann nach W, bis sie bei Meppen die Ems erreicht. Die Leda entsteht aus
einer Vereinigung zahlreicher Moorgewässer und erhält ihren Namen erst knrz vor
ihrer Mündung bei Leerort. Bei ihrem Eintritt in die Provinz Hannover bildet sie
zwei Arme, von denen der nördliche die Jümme oder die Basseler Ems, der südliche
die Leda oder die Sagelter Ems heißt; diese vereinigen sich oberhalb Leer.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima des Emsgebietes ist
infolge der Ausdunstungen der großen Moore und der Nähe des Meeres
feucht und wenig freundlich: Regen, Schnee, Hagel, Nebel je nachdem,
hat man fast mährend der Hälfte des Jahres; dazu ist der Himmel
trübe und häufig bewölkt. Kalte, anhaltende Nordwinde oder heftige
Winde aus Nw. treten auf; erstickender Moorrauch trübt die warmen
Frühlingstage, nach denen ein kurzer, von Gewittern und Regenschauern
begleiteter Sommer eintritt.
Die verschiedenen Bodenarten des Emsgebietes bedingen auch ver-
schiedene Erzeugnisse. In den Moorgegenden gewinnt man entweder
^.ors, oder man säet Buchweizen. Das kultivierte Moor und der Heide-
boden liefern Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen,
Kartoffeln, Erbsen und Flachs.
Bewohner. Die Bewohner im Gebiete der Ems gehören bis
Papenburg dem niedersächsifchen Volksstamme an, von dem wir schon im
vorigen Abschnitt geredet haben. Unterhalb Papenburgs treten wir
jedoch in Ostfriesland ein und lernen nun einen dem niederfächfifchen
nahe verwandten Stamm, die Friefen, kennen.
In Sitte und Leben seit Jahrhunderten von seinen sächsischen Nachbarn ge-
schieden, stellt der Ostfriese, wenn auch ein ähnliches, so doch in vieler Hinsicht
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in die Aller. Das erste Stück des Leinetales von dem Eintritte des
Flusses in die Provinz Hannover bis unterhalb Northeim ist von anßer-
gewöhnlicher Breite (2—4 km). Dabei steigen die Talränder so reget-
mäßig an wie bei einem ausgestochenen Weggraben. Nach Ansicht der
Forscher hat der Fluß sich dieses Bett nicht selbst gegraben, sondern
das Erdreich hatte sich hier zu einer tiefen Fnrche gesenkt, und der Fluß
brach dann in diese Grabensenkung — so nennt man solche Talbilduug —
ein und überzog den Grund derselben mit seinem fetten Schlamme.
Auf einer kleinen Erhöhung an der rechten Talseite liegt fast genau in der
Mitte dieser Flußlaufstrecke die Stelle, auf der die berühmte Stadt Göttingen
zur Zeit Kaiser Ottos d. Gr. ihren Anfang genommen hat. Im Mittelalter erhob
sich die Stadt, die stark befestigt war, zu hoher Blüte, indem zahlreich eingewanderte
Flamländer hier die Tuchweberei einführten, die sehr schwnngreich betrieben wurde.
Aber mit dem Ausgang des Mittelalters folgte auch hier eine Zeit argen Verfalls ;
Rathaus in Göttingen.
der dreißigjährige Krieg führte sodann eine vollständige Verarmung der Stadt herbei,
und im Anfange des vorigen Jahrhunderts war Göttingen eine ganz herabgekommene
Landstadt ohne Handel, Industrie und höhere Bildung. Da schuf hier König Georg Ii.
in den Jahren 1734—1737 eine Universität, die, mit den reichsten Mitteln aus-
gestattet und mit den tüchtigsten Profesforen besetzt, den Namen Göttingens über
die ganze Erde bekannt gemacht hat. Jetzt hat die Stadt 34000 Einwohner.
Etwas oberhalb Göttingen ergießen sich nacheinander 2 kleine Flüßchen von
rechts her in die Leine, die Bremke und Garte. Das breite Tal der Garte ist
fruchtbar und mit Dörfern dicht besetzt. Das enge und schön bewaldete Bremketal
ist bis zu den Bnrgtrümmern der schon genannten beiden Gleichen hinauf bei
schönem Wetter das Wanderziel vieler Naturfrennde. Einige Stunden leineabwärts
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welche in der Nähe des Upstalsboomes erbaut wurde, der eiue Zeitlang die Be-
ratnngsstelle der Ostfriesen war. Um diese Stelle entstanden mehrere Dörfer;
das zehnte derselben, Aurike (Auenbezirk) genannt, gewann bald größere Bedeutung.
An Stelle der alten Burg wurde 1852 das jetzige Schloß erbaut; die früheren
Stadtwälle sind abgetragen und in Spaziergänge verwandelt.
Iv. Die Marschen unseres Landes.
Aussehen und Gliederung. Von der Geest senkt sich das Land
zur Marsch. So nennt man den „goldenen Gürtel" aufgeschwemmten
Landes, der mit wechselnder Breite, 3—30 km breit, von der Elbe bis
zum Dollart hin unser Land umgibt. Anmoorige Gebiete, vielfach auch
reine Moorgürtel scheiden in der Regel beide Gebiete; nur stellenweise
legt sich an den trockenen Sandboden der Geest unmittelbar der fette,
schwere Marschboden an. Marschland ist stets ein sehr tief liegendes
Land. Die Flüsse, welche in den mehr geneigten Betten des Berglandes
mit größerer Schnelligkeit und demgemäß vermehrter Krast dahinströmen,
haben in der Ebene nur noch ein geringes Gefälle und zeigen deshalb
hier eine größere Breite und verminderte Geschwindigkeit. Die ver-
schiedenen festen Bodenbestandteile, welche im Berglande von dem rasch
dahineilenden Flußwasser ausgerissen und schwebend erhalten wurden,
senken sich hier zu Boden. Auf diese Weise sind an den Ufern unserer
Flüsse seit Jahrtausenden Schlammablagerungen entstanden, welche nach
und nach fest geworden, einen äußerst fruchtbaren Bodeu bilden: die
Flußmarschen.
Doch nicht alle festen Bestandteile des Fluffes werden schon während
des Lanses abgesetzt, sondern der größte Teil wird mit hinaus ins Meer
getragen. Hier werden die Ablagerungen von den oft durch Stürme
aufgeregten Wogen gestaut und infolge der herrschenden Nordwest-, Nord-
und Nordostwinde an den zu beiden Seiten der Flußmündungen befindlichen
Usern abgelagert. Dort bilden sich anfänglich Schlammablagerungen,
dann allmählich kleine Inseln und Halbinseln, die endlich über die ge-
wöhnliche Wogenhöhe hinausragen: dies sind die eigentlichen Marschen,
die Seemarschen. Freilich bedürfen dieselben, wenn sie für den
Menschen nutzbar werden sollen, noch eines künstlichen Schutzes; sie müssen
durch Dämme (Deiche) vom Meere abgegrenzt und durch Abzugsgräben
entwässert werden. Die Abzugskanäle sind mit Sielen, d. h. mit Schleusen,
versehen, die sich mit dem abfließenden Binnenwaffer öffnen, mit dem
von der Flut aufwärts getriebenen Meer- oder Flußwasser aber schließen.
Die Marsch hat keine Quellen, keine Wälder, keine Heiden, keine Sand-
flächen; man findet sogar nicht einen einzigen Stein in ihr, es sei denn,
daß er durch Menschen herbeigesührt wäre. Sie ist eine einzige weite,
grüne, fruchtbare und sast baumlose Ebeue. Wild wenigstens wächst
kein einziger Baum; nur in Dörfern, an Gehöften und einzeln an den
Wegen hat man sie gepflanzt. Aber kein Fleck ist da, der unbenutzt
geblieben wäre. Wiese reiht sich an Wiese, Acker an Acker, schnurgerade
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]